Was ist Autismus?


Begriffsbestimmung:
Hinter dem Wort Autismus verbirgt sich eine Gruppe verwandter Behinderungen (Autistische Störung [Synonyme: Frühkindlicher Autismus, Kanner-Syndrom], Asperger-Syndrom, Atypischer Autismus). All diese Behinderungen sind gekennzeichnet durch eine tiefgreifende Beeinträchtigung der Entwicklung, die bereits im Kindesalter beginnen und in deren Zentrum eine schwere Beziehungs- und Kommunikationsstörung steht.
Die Auswirkungen der Störung behindern auf vielfältige Weise die Beziehungen zur Umwelt, die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft und die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft, da sowohl kognitive als auch sprachliche, motorische, emotionale und interaktionale Funktionen betroffen sind. Hinzu kommen zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten, die besonders für die Eltern im alltäglichen Umgang mit ihren Kindern sehr belastend sein können. Autistische Menschen sind somit in der Regel mehrfach behindert.

Diagnostische Einordnung des Autismus:
Autismus, eine Form der „tiefgreifenden Entwicklungsstörungen“, wird nach der DSM IV der American Association wie folgt beschrieben:

1.    Beeinträchtigung/Auffälligkeiten der sozialen Interaktion
•    In den nonverbalen Verhaltensweisen
•    Bei der Beziehungsaufnahme zu Gleichaltrigen
•    Wiederholende, stereotype Verhaltensweisen

2.    Beeinträchtigung der Kommunikation
•    Verzögerte oder ausbleibende Sprachentwicklung
•    Stereotyper oder repetiver Gebrauch der Sprache (z.B. Echolalie)
•    Fehlen von entwicklungsgemäßen Rollen und Imitationsspielen

3.    Eingeschränkte Interessen und stereotype Verhaltensmuster
•    Intensive Beschäftigung mit speziellen Objekten oder Objektdetails
•    Sterotype, wiederholte motorische Eigenheiten (Händewedeln, Kopfdrehen)
•    Ungewöhnliche Interessen verglichen mit der üblichen Kindesentwicklung

4.    Beginn vor dem 3. Lebensjahr

Häufige Begleiterscheinungen sind:
Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörungen, impulsives und (auto) aggressives Verhalten, Ängste/Phobien aber auch Furchtlosigkeit, Reizempfindlichkeit (andere Wahrnehmungsverarbeitung)


Ursachen des Autismus:

A.Biologische Faktoren:
1.    Genetische Komponenten
2.    Hirnschädigungen/Hirnstörungen
3.    Neurochemische Besonderheiten

B.Entwicklungsverlauf:
Für die Ausprägung des gesamten Störungsbildes sind eine ganze Reihe von komplexen, pränatal beginnenden und lebenslang andauernden Wechselwirkungen mitverantwortlich.

Der Bundesverband Hilfe für das autistische Kind, Vereinigung zur Förderung autistischer Menschen e.V., schreibt dazu: „Kinder mit Autismus können zunächst keine Geste, kein Lächeln, kein Wort verstehen. Sie können zu anderen Personen, selbst zu den eigenen Eltern, kein normales Verhältnis herstellen. Sie ziehen sich zurück, kapseln sich "autistisch" ab - daher der Name!
Jede Veränderung in ihrer Umwelt erregt sie stark. Kinder mit Autismus können nicht wie andere Kinder spielen und benutzen ihr Spielzeug meist in immer gleicher, oft zweckentfremdeter Art und Weise. Sie entwickeln Stereotypien: z.B. Drehen und Kreiseln von Rädern, Wedeln mit Fäden oder Papier.

Die wichtigsten Symptome der autistischen Störung sind in ihrem Ausprägungsgrad jeweils unterschiedlich. Menschen mit Autismus haben häufig vom Säuglingsalter an Probleme beim Essen und Schlafen und entwickeln selbststimulierende Verhaltensweisen, die bis zur Selbstverletzung reichen können. Oft treten auch Fremdaggressionen in schwerer Form auf. Sie bestehen zwanghaft auf ganz bestimmte Ordnungen oder können ihre Eltern zur Verzweiflung bringen durch exzessives Sammeln bestimmter Gegenstände, durch ihre Weigerung, bestimmte Kleidung zu tragen, durch Wiederholung immer derselben Verhaltensweisen oder sprachlichen Äußerungen.

Die intellektuelle Begabung von Menschen mit Autismus ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von geistiger Behinderung bis hin zu normaler Intelligenz, wobei einige erstaunliche Teilleistungen im Rechnen, in technischen Disziplinen, in der Musik und auf anderen Gebieten zeigen.
Nach internationalen Untersuchungen sind von 10.000 Kindern 15 im engeren Sinn autistisch. Von der Störung sind Jungen drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen. Frühkindlichen Autismus findet man in Familien aller Nationalitäten und sozialen Schichten. Es gibt trotz umfangreicher Forschungsergebnisse bislang noch kein Erklärungsmodell, das vollständig und schlüssig die Entstehungsursachen der autistischen Störung belegen kann.
So unterschiedlich sich die ursächlichen Faktoren für das Syndrom darstellen, so vielfältig und jeweils am einzelnen Menschen mit Autismus ausgerichtet müssen die pädagogischen und therapeutischen Ansätze sein.“


Prognose:
Die autistische Störung bleibt ein Leben lang bestehen. Das konkrete Erscheinungsbild sieht in den verschiedenen Entwicklungs- und Altersstufen als auch in Abhängigkeit von den (intellektuellen) Leistungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich aus.
Durch gezielte, autismusspezifische Förder- und Therapiemaßnahmen lässt sich in vielen Fällen eine deutliche Verbesserung der Symptomatik erreichen und die Lebensqualität sowohl für den autistischen Menschen als auch für seine Bezugspersonen steigern.

(Quellen: Autismus Therapie Institut Langen, Bundesverband Hilfe für das autistische Kind, Wikipedia)